Universitätsklinikum Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Projektpartner im Konsortium SMITH
Mit seinem Team nutzt Prof. Gernot Marx von der Uniklinik RWTH Aachen (UKA) die Möglichkeiten der moderner Informationstechnik, um Patientinnen Patienten auf Intensivstationen besser zu versorgen: Computermodelle helfen den Behandelnden, Komplikationen – wie z.B. das akute Lungenversagen – früher zu erkennen und lebensrettende Maßnahmen schneller einzuleiten. Hierfür haben das „Joint Research Center for Computational Biomedicine“ am UKA zusammen mit weiteren Partnern der Medizininformatik-Initiative aus Forschung und Industrie – darunter das Forschungszentrum Jülich und die Bayer AG – ein neuartiges Frühwarnsystem entwickelt. Es basiert auf einer hybriden Kombination aus Künstlicher Intelligenz und etablierten Computermodellen.
Das UKA und sein Datenintegrationszentrum haben zudem die Entwicklung einer App unterstützt, die dem medizinischen Personal im Alltag wertvolle Entscheidungshilfen gibt: Werden im Blut von Patientinnen und Patienten bestimmte Erreger (Staphylokokken) nachgewiesen, müssen Antibiotika schnell und passgenau eingesetzt werden, um schwere Infektionen abzuwenden. Die App stellt alle dafür relevanten infektionsmedizinischen Informationen zusammen. Mit ihrer Hilfe sollen Ärztinnen und Ärzte auch jene Fälle leichter identifizieren können, bei denen der Erregernachweis mit hoher Wahrscheinlichkeit auf verunreinigte Proben und nicht auf gefährliche Blutstrominfektionen zurückzuführen ist. Bestätigt sich dieser Verdacht, können Antibiotika ggf. abgesetzt werden. Das reduziert den Verbrauch der Wirkstoffe und soll auch verhindern, dass Erreger resistent werden.
Der Standort Aachen beteiligt sich – zusammen mit weiteren Partnern der Medizininformatik-Initiative – an folgenden Anwendungsfällen:
- Arzneimitteltherapiesicherheit: Innovative IT-Lösungen tragen dazu bei, die Arzneimittelsicherheit und Arzneimitteltherapien zu optimieren. Stationsapotheken können so riskante Wirkstoffkombinationen frühzeitig erkennen und Betroffene besser vor unerwünschten Nebenwirkungen geschützt werden.
- Augenheilkunde: Um krankheitsbedingte Erblindungen künftig besser vermeiden zu können, analysieren Forschende klinische Daten und Netzhautbilder sowie verschiedene Therapiemuster und Behandlungsergebnisse. Mithilfe Künstlicher Intelligenz wollen sie bislang unerkannte Zusammenhänge entdecken, die Gesundheitsversorgung verbessern und die Augenheilkunde stärker personalisieren.
Bereits abgeschlossene Projekte, die das hat das UKA unterstützt hat:
- Intensivmedizin: Automatisiert sucht ein Frühwarnsystem in den Routinedaten der Patientinnen und Patienten nach Vorboten eines akuten Lungenversagens. Wird das System fündig, sendet es eine Nachricht auf die Dienst-Smartphones der behandelnden Ärztinnen und Ärzte. So können sie therapeutische Maßnahmen schneller einleiten – und Leben retten.
- Infektionskontrolle: Eine App hilft Ärztinnen und Ärzte beim zielgerichteten Einsatz von Antibiotika in Kliniken. Sie unterstützt Diagnostik- und Therapieentscheidungen und trägt als digitaler Expertinnen- und Expertenberater auch dazu bei, die Ausbildung von Antibiotika-Resistenzen zu verringern.
- Seltene Erkrankungen: Vereinheitlichte Fall-Dokumentationen und maßgeschneiderte IT-Lösungen unterstützen Behandelnde und Forschende dabei, Seltene Erkrankungen genauer zu verstehen und die medizinische Versorgung der Betroffenen zu verbessern.
Entscheidend für den Erfolg der Medizininformatik in Deutschland ist es, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Deshalb hat das UKA gemeinsam mit anderen Partnern der Medizininformatik-Initiative neue Studiengänge und Qualifizierungsangebote realisiert.
Seltene Erkrankungen
Mit innovativen IT-Lösungen hat Medizininformatik-Initiative dazu beigetragen, neue Ansatzpunkte für die Erforschung Seltener Erkrankungen aufzuspüren, um die Versorgung der Betroffenen weiter zu verbessern. Die Institute und Kliniken der RWTH Uniklinik Aachen (UKA) sind auf dem Gebiet der Seltenen Erkrankungen seit vielen Jahren aktiv. Die Gründung des Zentrums für Seltene Erkrankungen Aachen im Jahre 2014 gab diesen Aktivitäten eine neue Struktur. Sie umfasst zehn Behandlungs- und Forschungszentren verschiedener Gebiete der Seltenen Erkrankungen, einen mit externen Expertinnen und Experten besetzten Beirat, einen Vorstand sowie eine zentrale Geschäftsstelle.
Die IT-Expertinnen und Experten des UKA brachten in diesen Anwendungsfall ihre langjährige Erfahrung bei der Optimierung von Datenbanken ein, die medizinische Daten aus Krankenhausinformationssystemen zusammenführen und analysieren. Im Kontext von „Integrating the Healthcare Enterprise“, einer internationalen Initiative von medizinischen Anwendern und IT-Unternehmen, engagiert sich das UKA für die Standardisierung und Harmonisierung des Datenaustausches zwischen den verschiedenen IT-Systemen im Gesundheitswesen.
In der Medizininformatik-Initiative hat der Standort Aachen so dazu beigetragen, dass Forschende sowie Ärztinnen und Ärzten die organisatorischen und technischen Lösungen der Initiative nutzen können, um Seltene Erkrankungen besser zu verstehen, zu erkennen und zu behandeln.
Medizininformatik-Initiative: Use Case CORD-MII
Versorgungsatlas für Menschen mit Seltenen Erkrankungen
Augenheilkunde
Ziel dieses Anwendungsfalls ist es, Behandlungsdaten und Untersuchungsbilder von Patientinnen und Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration oder diabetischer Retinopathie über vier Universitätskliniken hinweg zusammenzuführen und für wissenschaftliche Auswertungen nutzbar zu machen. Patientinnen und Patienten werden in das Projekt aktiv einbezogen: Sie berichten über ihren subjektiv wahrgenommenen Gesundheitszustand und ihre Zufriedenheit mit einer Behandlung. Diese Daten werden ausgewertet und sollen dazu beitragen, die Versorgung weiter zu verbessern.
An der Uniklinik RWTH Aachen beteiligen sich das Institut für Medizinische Informatik unter Leitung von Prof. Rainer Röhrig und Prof. Dr. Myriam Lipprandt, die Augenklinik (Direktor: Prof. Dr. Walter) und das Datenintegrationszentrum (DIZ; Lothar Dickhoff) an dem Projekt. In der Augenklinik werden die Diagnose- und Behandlungsdaten erfasst, mit Unterstützung durch Informatikerinnen und Informatiker harmonisiert und in das örtliche Datenintegrationszentrums übertragen.
„Behandlung“ von Augenerkrankungen mit interoperabler medizinischer Informatik
Infektionskontrolle
Die Medizininformatik soll den Ärztinnen und Ärzten helfen, gefährliche Infektionen zielsicher zu bekämpfen. Werden bestimmte Erreger im Blut von Patientinnen und Patienten nachgewiesen, dann müssen Antibiotika schnell und passgenau eingesetzt werden. Ein computergestütztes System – die HELP-App – stellt die dafür relevanten Informationen zusammen und hilft den Behandelnden, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das Universitätsklinikum der RWTH Aachen hat sich an der Entwicklung dieser App beteiligt. Das System soll auch jene Fälle identifizieren, bei denen der Erregernachweis wahrscheinlich nicht auf eine bakterielle Infektion des Blutes, sondern auf eine verunreinigte Blutprobe zurückzuführen ist. Bestätigt sich dieser Verdacht, können die Ärztinnen und Ärzte die Antibiotika absetzen. Der reduzierte Wirkstoffverbrauch soll dazu beitragen, dass Erreger nicht resistent werden.
Medizininformatik-Initiative: HELP – Zielgerichtete Antibiotikatherapie in der Infektionsmedizin
Film zum Anwendungsfall: Digitale Assistenz am Krankenbett
Intensivmedizin
Prof. Gernot Marx und sein Team haben federführend ein digitales System entwickelt, das auf Intensivstationen die Vorboten des akuten Lungenversagens automatisiert und sehr früh erkennen kann. Wird das System in den Routinedaten der Patientinnen und Patienten fündig, alarmiert es die Behandelnden sofort per App. So können lebensrettende Maßnahmen schneller einleitet werden. Die hybride Kombination aus Künstlicher Intelligenz und etablierten Computermodellen entwickelte das Aachener „Joint Research Center for Computational Biomedicine“ an der Uniklinik RWTH Aachen zusammen mit weiteren Partnern der Medizininformatik-Initiative aus Forschung und Industrie, darunter das Forschungszentrum Jülich und die Bayer AG.
Medizininformatik-Initiative: ASIC - Algorithmische Überwachung in der Intensivversorgung
Film: Digitale Assistenz am Krankenbett
Arzneimittelwechselwirkungen
Mit maßgeschneiderten IT-Lösungen will die Medizininformatik-Initiative riskante Wirkstoffkombinationen und Patientinnen und Patienten mit einem hohen Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen identifizieren. Ziel ist es, die Sicherheit medikamentöser Therapien weiter zu verbessern. Auf diesem Gebiet forscht die Apotheke des Universitätsklinikums der RWTH Aachen (UKA) seit vielen Jahren. Dabei steht insbesondere die Polymedikation im Fokus – die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente. Bei einer Polymedikation können verschiedene Substanzen ihre Wirkung gegenseitig beeinflussen und zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Betroffen sind oft ältere Personen, die an mehreren Erkrankungen leiden. Bei seiner Forschung nutzt das UKA ein elektronisches System, das sämtliche Verordnungen und Gaben von Arzneien am UKA lückenlos dokumentiert.
INTERPOLAR – Medikationsprobleme und Arzneimittelwechselwirkungen verringern