Universitätsmedizin Halle
Projektpartner im Konsortium SMITH
Die Universitätsmedizin Halle hat in allen Bereichen der Patientenversorgung eine hohe Sachkenntnis. Der Forschungsschwerpunkt „Molekulare Medizin der Signaltransduktion“ befasst sich mit den molekularen Abläufen hinter der Weiterleitung oder Verstärkung von Signalen, die wichtige Prozesse in den Zellen steuern. Die Forschung zur Epidemiologie und Pflegeforschung zielt unter anderem darauf ab, evidenzbasierte Medizin in Diagnostik, Therapie, Pflege und Rehabilitation zu stärken. In beiden Schwerpunkten sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Onkologie und die Medizin des Alterns als klinische Schwerpunkte eingebettet.
Die Universitätsmedizin Halle hat ein Datenintegrationszentrum (DIZ) aufgebaut, das technisch mit den anderen DIZ der Medizininformatik-Initiative kompatibel ist. Die DIZ stellen Kliniken und Forschungseinrichtungen Daten zur Verfügung, damit sie die z.B. Anwendungsfälle der Medizininformatik gemeinsam bearbeiten und die medizinische Versorgung der Menschen verbessern können.
Der Standort beteiligt sich – zusammen mit weiteren Partnern der Medizininformatik-Initiative – an Anwendungsfällen, die den Mehrwert von IT-Lösungen und Datenanalysen für eine bessere Versorgung aufzeigen:
- Krebsmedizin: Je mehr Ärztinnen und Ärzte über die spezielle Krebserkrankung jedes einzelnen Betroffenen wissen, desto besser und zielgerichteter können sie über die bestmögliche personalisierte Therapiemöglichkeit entscheiden. Um möglichst viele Informationen zu sammeln, sollen klinische und biomedizinische Daten – z.B. zu genetischen Veränderungen in Tumoren – an möglichst vielen Standorten übergreifend analysiert werden können.
- Arzneimitteltherapiesicherheit: Innovative IT-Lösungen tragen dazu bei, die Arzneimittelsicherheit und Arzneimitteltherapien zu optimieren. Stationsapotheken können so riskante Wirkstoffkombinationen frühzeitig erkennen und Betroffene besser vor unerwünschten Nebenwirkungen geschützt werden..
Folgende bereits abgeschlossene Projekte der Medizininformatik-Initiative hat die Universitätsmedizin Halle unterstützt:
- Daten zu Bioproben: Die Vernetzung von Biobanken und Datenintegrationszentren vergrößert die Basis der datenbasierten Gesundheitsforschung. Das hilft Forschenden, Krankheiten und ihre Variationen präziser zu erkennen und Therapien zu optimieren.
- Infektionskontrolle: Eine App hilft Ärztinnen und Ärzte beim zielgerichteten Einsatz von Antibiotika in Kliniken. Sie unterstützt Diagnostik- und Therapieentscheidungen und trägt als digitaler Expertinnen- und Expertenberater auch dazu bei, die Ausbildung von Antibiotika-Resistenzen zu verringern.
Daten zu Bioproben
Die Zusammenarbeit von Biobanken und Medizininformatik-Initiative hat den Datenschatz der Gesundheitsforschung vergrößert. So unterstützt die Biobank der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit ihren Proben und Daten die vernetzte medizinische Forschung an der Universitätsmedizin Halle: Das lokale Datenintegrationszentrum stellt Forschenden die mit den Bioproben verknüpften Daten zur Verfügung.
Die Analyse dieser Daten soll dazu beitragen, die Prävention, Diagnostik und Therapie von Erkrankungen weiter zu verbessern. Eine Nutzung der Daten zu Forschungszwecken setzt dabei stets das Einverständnis der Patientinnen und Patienten voraus. Zudem müssen eine Ethik-Kommission und ein Vergabekomitee jedes Forschungsprojekt prüfen und befürworten, bevor es Patientendaten nutzen darf. Die Biobank der Universitätsmedizin Halle (Saale) ist – in Vorbereitung einer Partnerschaft – Observer der German Biobank Alliance (GBA).
Infektionskontrolle
Schwere Infektionen – bis hin zur lebensbedrohlichen Sepsis – verhindern und gleichzeitig den unnötigen Einsatz von Antibiotika reduzieren, um Resistenzen zu vermeiden: Dafür hat die Medizininformatik-Initiative ein computergestütztes System entwickelt, die HELP-App. Sie hilft den Behandelnden, die für ihre Patientinnen und Patienten bestmögliche Therapieentscheidungen schnell zu treffen und einzuleiten. Das Universitätsklinikum Halle (Saale) hat die Entwicklung dieser App unterstützt.
Das System soll auch jene Fälle identifizieren, bei denen der Erregernachweis wahrscheinlich nicht auf eine bakterielle Infektion des Blutes, sondern auf eine verunreinigte Blutprobe zurückzuführen ist. Bestätigt sich dieser Verdacht, können die Ärztinnen und Ärzte die Antibiotika absetzen. Der reduzierte Wirkstoffverbrauch soll dazu beitragen, dass Erreger nicht resistent werden.
Medizininformatik-Initiative: HELP – Zielgerichtete Antibiotikatherapie in der Infektionsmedizin
Film zum Anwendungsfall: Digitale Assistenz am Krankenbett
Onkologie
Die Vorarbeiten der Medizininformatik-Initiative sowie die Expertise der onkologischen Spitzenzentren in Deutschland werden im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs durch das aktuelle Projekt PM4Onco weiterentwickelt: An zahlreichen Standorten wird eine nationale Infrastruktur aufgebaut, die die standortübergreifende Nutzung von Daten aus der klinischen und biomedizinischen Forschung, aus der Befragung Betroffener und aus den Krebsregistern ermöglicht. Die Universitätsmedizin Halle (UMH) beteiligt sich zudem maßgeblich an der Entwicklung innovativer IT-Lösungen, die bei der Suche nach Patientinnen und Patienten mit ähnlichen molekularen Tumorprofilen oder klinischen Daten unterstützen. Damit sollen in vergleichbaren früheren Fällen bereits erfolgreich verlaufene Therapieansätze identifiziert und bei passenden Patienten und Patientinnen erneut gezielt eingesetzt werden.
Die UMH besteht aus dem Universitätsklinikum Halle (Saale) und der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Das Datenintegrationszentrum in Halle ist eine gemeinsame Einrichtung beider Partner. Die UMH wird in das Projekt PM4Onco ihre Expertise in der Entwicklung von Forschungsplattformen (z.B. tranSMART und cBioPortal) und interaktiven Anwendungen einbringen. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse und Visualisierung unterschiedlichster molekularbiologischer Daten (sogenannter multidimensionaler Omics-Daten), sowie auf den Erfahrungen im Management onkologischer Daten. Das Krukenberg-Krebszentrum Halle (KKH) bringt seine tiefgreifende Erfahrung bei der Therapie onkologischer Patientinnen und Patienten ein und ist damit zentraler Partner der UHM bei der nutzerzentrierten Softwareentwicklung.
Nationale Dekade gegen Krebs: Vernetzte Daten für bessere Therapieentscheidungen
Arzneimittelwechselwirkungen
Computergestützte Datenanalysen sollen die Sicherheit von Arzneimitteltherapien verbessern. Dafür gilt es zunächst die relevanten Informationen aus dem medizinischen Versorgungsalltag zu erschließen und für digitale Analysen aufzubereiten: Wer erhielt z.B. wann welches Medikament gegen welche Erkrankung? Mit welchem Erfolg? – und welche möglichen Nebenwirkungen traten auf? In diesen Anwendungsfall bringt die Universitätsmedizin Halle, die als Maximalversorger in allen medizinischen Bereichen eine hohe Sachkenntnis in Forschung und Versorgung hat, ihre klinischen Daten ein.
Das lokale Datenintegrationszentrum der Universitätsmedizin Halle unter der Leitung von Dr. Daniel Tiller hat die zentrale Aufgabe, die Daten gesetzeskonform und qualitätsgesichert zusammenzuführen und zu analysieren.
Die Apotheke der Universitätsmedizin Halle ist mit Chefapotheker Dr. Ralf Harnisch und seinem Team vertreten. Die Apotheke spielt eine bedeutende Rolle bei der Umsetzung des Projektes am Standort durch Stationsapothekerinnen und -apothekern, die im Rahmen des Behandlungsteams die effektive und sichere Anwendung von Arzneimitteln unterstützen.
Von der Analyse dieser Daten werden insbesondere ältere Menschen profitieren, die oft mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen – im Fachjargon spricht man von Polymedikation oder Polypharmazie. Die verschiedenen Arzneimittel können sich dabei in ihrer Wirkung gegenseitig beeinflussen oder auch unerwünschte Nebenwirkungen auslösen. Die von der Medizininformatik-Initiative entwickelten Lösungen werden zukünftig einen großen Beitrag leisten, um Arzneimitteltherapien noch sicherer zu machen.
INTERPOLAR – Medikationsprobleme und Arzneimittelwechselwirkungen verringern