Medizininformatik in Deutschland

Infektionskontrolle

Krankenhausinfektionen sind ein erhebliches medizinisches Problem, welches zu großem Leid bei den Einzelnen, aber auch enormen Herausforderungen für Mitarbeitende in der Versorgung, für die Krankenhäuser und für die Gesellschaft führen. Krankenhausinfektionen zu reduzieren, den Anteil an multiresistenten Bakterien zu begrenzen, die Infektionen früh und bestmöglich zu behandeln und Ausbrüche zu vermeiden ist ein gesamtgesellschaftliches und weltweites Ziel. Vor den aktuellen Hintergründen – z.B. einer älter werdenden Gesellschaft oder dem Fachkräftemangel – wird diese Zielsetzung immer relevanter. Um die Patientensicherheit zu erhöhen, werden gute und schnell verfügbare Daten benötigt. Mehrere Projekte der Medizininformatik-Initiative widmen oder widmeten sich dieser Herausforderung.

Blutstrominfektionen im Krankenhaus besser verstehen und vermeiden helfen

Blutstrominfektionen betreffen ganz unterschiedliche Patientengruppen und werden durch verschiedene Bakterien verursacht. Oft liegen ihnen dringend erforderliche Maßnahmen zugrunde, z.B. Gefäßkatheter, aber auch Grunderkrankungen wie Darm- oder Lungenentzündungen. Die Vermeidung von Blutstrominfektionen ist daher komplex. Nicht jede Patientin und jeder Patient profitieren gleichermaßen von verschiedenen möglichen Behandlungsstrategien. Zunächst gilt es, Gruppen von Patientinnen und -patienten zu identifizieren, die ein hohes Risiko haben, eine Blutstrominfektion zu entwickeln. Dieses Risiko genauer vorherzusagen und somit die Patientensicherheit zu erhöhen – das ist das Ziel des aktuellen Projektes RISK PRINCIPE. Computergestützte Datensammlungen, die Analysen erlauben, sollen den mit der Infektionsvermeidung und Hygiene betrauten Ärztinnen und Ärzten in Krankenhäusern zukünftig helfen, die bestgeeignete Kontrollstrategie für einzelne Patientengruppen und Personen anzuwenden. Ein solcher Ansatz bietet nicht nur den Versorgern den Vorteil, Ressourcen möglichst effizient einsetzen. Er hilft, Patientinnen und Patienten besser vor Infektionen zu schützen.

Medizininformatik-Initiative: RISK PRINCIPE – Risikovorhersage zur Infektionskontrolle und Behandlung in Krankenhäusern

Antibiotika leitliniengerecht einsetzen (abgeschlossen)

Wird eine Blutstrominfektion diagnostiziert, muss sie mit Antibiotika therapiert werden. Ein Programm, das durch das HELP-Projekt entwickelt wurde, hilft den Behandelnden die Wirkstoffe gezielt und verantwortungsvoll einzusetzen. Es informiert Ärztinnen und Ärzte über die jeweils erforderlichen diagnostischen und therapeutischen Schritte und wurde im Rahmen einer Studie bereits als sehr hilfreich beschrieben. Der angemessene Antibiotikaeinsatz soll die Behandlung optimieren, arzneimittelbedingte Nebenwirkungen vermeiden und so auch die Entwicklung multiresistenter Keime verhindern. Im Rahmen einer Studie konnte zunächst gezeigt werden, dass der Einsatz des Programms in der Krankenversorgung sicher ist. Das BMBF förderte diesen Anwendungsfall bis Mitte 2023.

Medizininformatik-Initiative: HELP – Zielgerichtete Antibiotikatherapie in der Infektionsmedizin
Film: Digitale Assistenz am Krankenbett

Krankenhausinfektionen eindämmen (abgeschlossen)

Um Häufungen von Infektionen sowie mögliche Übertragungswege in Krankenhäusern schnell erkennen und eindämmen zu können, entwickelten Forschende ein computerbasiertes Frühwarnsystem, das „Smart Infection Control System“, kurz SmICS. Dies hilft Ausbrüche zu vermeiden und erhöht somit ganz unmittelbar die Patientensicherheit. Während der COVID-19-Pandemie diente es bereits dazu, die Ausbreitung des Virus in Kliniken zu verhindern. Auch diesen Anwendungsfall förderte das BMBF bis Mitte 2023.

Medizininformatik-Initiative: Use Case Infektionskontrolle

Standorte

Charité Berlin
Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung GmbH
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Medizinische Hochschule Hannover
NEC Laboratories Europe
Robert Koch-Institut Berlin
RWTH Aachen
Technische Universität Darmstadt
TU Dresden
Universitätsmedizin Essen
Universitätsmedizin Göttingen
Universitätsklinikum Heidelberg und Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg
Universitätsklinikum Aachen
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Universitätsklinikum Jena
Universitätsklinikum Köln
Universitätsklinikum Leipzig
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Universität Münster
Universitätsklinikum Würzburg und Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Videos

DIFUTURE: Multiple Sklerose - Patientendaten nutzen, Therapien optimieren


HiGHmed: Herzschwäche besser behandeln – Betroffene als Forschungspartner


MIRACUM: Gemeinsam gegen COPD und Asthma


SMITH: Digitale Assistenz am Krankenbett


Die Medizininformatik-Initiative des BMBF – erklärt in 3 ½ min

Mit rund 160 Millionen Euro fördert das BMBF von 2018 bis 2021 die digitale Vernetzung von Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen. Der Animationsfilm zeigt, wie die Medizininformatik dazu beitragen wird, Krankheiten besser zu verstehen und wirkungsvoller zu behandeln. © BMBF


So funktioniert die Ein­willigung zur Daten­nutzung für die medizinische Forschung

Voraussetzung für das Forschen mit Daten ist die informierte Einwilligung der Patientinnen und Patienten in die Nutzung ihrer Daten. Wie funktioniert das genau? Wie lange werden die Daten gespeichert und wer darf sie nutzen? Wie wird der Datenschutz sichergestellt und was passiert bei einem Widerruf? © BMBF