Medizininformatik in Deutschland

Arzneimittelwechselwirkungen

Riskante Medikation erkennen und gezielt eingreifen

Arzneimittel effektiv und sicher einsetzen – dafür unterstützen Stationsapothekerinnen und -apotheker die Behandlungsteams an den Universitätskliniken. Sie identifizieren Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Risiko für unerwünschte Neben- oder Wechselwirkungen und prüfen daraufhin deren Medikation. Stoßen sie dabei z.B. auf unentdeckte Kontraindikationen oder mögliche Dosierungsfehler, empfehlen sie den Behandelnden die Arzneimittelverordnung zu prüfen und die Therapie ggf. anzupassen. Solche Medikationsanalysen durchzuführen ist aufwendig und anspruchsvoll. Um die Arbeit der Stationsapotheken mit digitalen Lösungen zu erleichtern und die Versorgung zu verbessern, entwickelt der Anwendungsfall INTERPOLAR ein innovatives IT-System. Täglich und automatisiert soll es an den beteiligten Universitätskliniken die Versorgungsdaten der stationär behandelten Personen analysieren und Hinweise auf individuelle Risikofaktoren (z.B. hinsichtlich des Alters und der Organfunktionen) und mögliche medikamentenbedingte Risiken und Probleme aufspüren.

Den Nutzen dieses Systems für Patientinnen und Patienten soll eine klinische Studie aufzeigen. Sie wird die klassische Arbeit von Stationsapothekerinnen und -apothekern mit der IT-unterstützten Versorgung an acht Universitätskliniken vergleichen und rund 70.000 Behandlungsfälle einschließen. Eine weitere Studie soll demonstrieren, wie das System der automatisierten Medikationsanalyse auf andere Standorte übertragen werden kann, um auch dort die Sicherheit von Arzneimitteltherapien zu stärken.

INTERPOLAR – Medikationsprobleme und Arzneimittelwechselwirkungen verringern

Medikationssicherheit durch Datenanalysen verbessern (abgeschlossen)

Verschiedenen Arzneimittel können ihre Wirkung gegenseitig beeinflussen oder auch unerwünschte Nebenwirkungen auslösen. Das betrifft insbesondere ältere Menschen. Besonders häufig leiden sie an mehreren Erkrankungen und müssen verschiedene Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Um die damit verbundenen Risiken früher erkennen und Problemen rechtzeitig vorbeugen zu können, haben viele Standorte der Medizininformatik-Initiative im Anwendungsfall POLAR ihre Daten über verordnete Medikamente vereinheitlicht und Methoden entwickelt, mit denen diese Daten erfasst und analysiert werden können. Das BMBF förderte diesen Anwendungsfall bis Ende 2022. Auf seinen Ergebnissen baut der aktuelle Anwendungsfall INTERPOLAR (s.o.) auf und nutzt sie, um die klinische Praxis zu verbessern.

POLAR – Medikationsprobleme und Arzneimittelwechselwirkungen verringern

Standorte

Universität Freiburg und Universitätsklinikum Freiburg
Eberhard Karls Universität Tübingen
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen
Universität Jena
Justus-Liebig-Universität Gießen
Ludwig-Maximilians-Universität München
Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
RWTH Aachen
TU Dresden
Universitätsmedizin Essen
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Universitätsklinikum Bonn, Exzellenzuniversität Bonn
Universitätsklinikum Heidelberg und Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg
Universitätsklinikum Aachen
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Universitätsklinikum Jena
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Universitätsklinikum Leipzig
Universität Leipzig

Videos

Die Medizininformatik-Initiative des BMBF – Daten gemeinsam nutzen

Mit rund 160 Millionen Euro fördert das BMBF von 2018 bis 2021 die digitale Vernetzung von Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen. Der Animationsfilm zeigt, wie die Medizininformatik dazu beitragen wird, Krankheiten besser zu verstehen und wirkungsvoller zu behandeln. © BMBF


Medizininformatik: Ein Schatz, den es zu heben gilt

Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) zeigt schon heute, wie die Digitalisierung die medizinische Forschung stark verändert. Hier sucht man mithilfe von Datenanalysen nach Wirkstoffen gegen Alzheimer oder Parkinson. © BMBF


So funktioniert die Einwilligung zur Datennutzung für die medizinische Forschung

Voraussetzung für das Forschen mit Daten ist die informierte Einwilligung der Patientinnen und Patienten in die Nutzung ihrer Daten. Wie funktioniert das genau? Wie lange werden die Daten gespeichert und wer darf sie nutzen? Wie wird der Datenschutz sichergestellt und was passiert bei einem Widerruf? © BMBF