Medizininformatik in Deutschland

Arzneimittelwechselwirkungen

Die Analyse klinischer Routinedaten soll die Arzneimittelsicherheit für Patientinnen und Patienten optimieren, die mehrere Wirkstoffe gleichzeitig einnehmen. Diese Polymedikation betrifft insbesondere ältere Menschen. Sie leiden besonders häufig an mehreren chronischen oder akuten Erkrankungen. Die Folge: Sie müssen verschiedene Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Dabei können die Substanzen ihre Wirkung gegenseitig schwächen oder verstärken, unerwünschte Nebenwirkungen oder sogar ganz neue Krankheitsbilder auslösen, die wiederum mit zusätzlichen Medikamenten behandelt werden.

In der Medizininformatik-Initiative finden Expertinnen und Experten aus den Bereichen Informationstechnologie, Pharmakologie, Labormedizin und Gesundheitsforschung gemeinsam mit Apothekerinnen und Apothekern heraus, welche Wirkstoffkombinationen potenziell riskant sind, wie häufig sie auftreten und welche Personengruppen besonders betroffen sind. So kann z.B. die Analyse von Medikations- und Labordaten zeigen, welche Medikamentenkombinationen die Funktion der Niere negativ beeinflussen. Die neuen Erkenntnisse sollen helfen, das Arzneimittelmanagement weiter zu verbessern.

Damit das gelingt, wird die Dokumentation von Arzneimittel-Verschreibungen in Kliniken optimiert, standortübergreifend vereinheitlicht und datenschutzkonform digitalisiert. Dann können digitale Assistenz-Systeme diese Daten automatisch analysieren – zusammen mit den klinischen Routinedaten der Patientinnen und Patienten. Entdecken die Assistenz-Systeme erhöhte Risiken für unerwünschte Nebenwirkungen, informieren sie die Stationsapotheken. Durch solche Warnungen können Krankenhausstationen die Arzneimitteltherapie ihrer Patientinnen und Patienten gezielt prüfen und optimieren.

INTERPOLAR – Medikationsprobleme und Arzneimittelwechselwirkungen verringern

Standorte

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Eberhard Karls Universität Tübingen
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen
Universität Jena
Justus-Liebig-Universität Gießen
Ludwig-Maximilians-Universität München
Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
RWTH Aachen
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Universitätsklinikum Bonn
Universitätsklinikum Heidelberg und Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg
Universitätsklinikum Aachen
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Universitätsklinikum Jena
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Universitätsklinikum Leipzig
Universität Leipzig

Videos

Die Medizininformatik-Initiative des BMBF – Daten gemeinsam nutzen

Mit rund 160 Millionen Euro fördert das BMBF von 2018 bis 2021 die digitale Vernetzung von Universitätskliniken und Forschungseinrichtungen. Der Animationsfilm zeigt, wie die Medizininformatik dazu beitragen wird, Krankheiten besser zu verstehen und wirkungsvoller zu behandeln. © BMBF


Medizininformatik: Ein Schatz, den es zu heben gilt

Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) zeigt schon heute, wie die Digitalisierung die medizinische Forschung stark verändert. Hier sucht man mithilfe von Datenanalysen nach Wirkstoffen gegen Alzheimer oder Parkinson. © BMBF


So funktioniert die Einwilligung zur Datennutzung für die medizinische Forschung

Voraussetzung für das Forschen mit Daten ist die informierte Einwilligung der Patientinnen und Patienten in die Nutzung ihrer Daten. Wie funktioniert das genau? Wie lange werden die Daten gespeichert und wer darf sie nutzen? Wie wird der Datenschutz sichergestellt und was passiert bei einem Widerruf? © BMBF